Samstag, 10. Januar 2004
Kasachstan
zycota, 00:33h
Alle weinten, als der Vater entschied, dass sie nach Kasachstan gehen würden. Sie würden bei minus dreißig Grad mit den Fingernägeln den gefrorenen Boden aufzukratzen versuchen und säen, sicher wissend, dass der größte Teil der Samen vom eisigen Wind über die Steppe weggefegt werden würde und die übrigen noch vor Sonnenaufgang gegen 10.30 Uhr erfrieren. Sie würden den einzigen Schlittenhund schlachten, mit der vom Ortsleiter ausgegebenen schmutzigen Blechgabel, die sie sich zu sechst zu teilen hätten, und der schon in den fünfziger Jahren zwei der vier Zinken abgebrochen waren. Vom Geruch des Blutes würden sie sich übergeben, noch weiter geschwächt. Einmal in der Woche würde der Postbus vorbeikommen, wenn es Benzin gab und der Fahrer rechtzeitig seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Sie würden den Vater verfluchen und seine Liebe zu Kasachstan nicht begreifen können. Sie würden Unsgar, der meist ohnmächtig war, seinen Pullover wegnehmen und ihn aufribbeln und mit dem Wollfaden das Wellblechdach auf der Hütte festbinden. Unsgar würde binnen einer halben Stunde erfrieren. In der nächsten Nacht würden die Kirgisen die Hütte abbrennen. Sie würden sich nach der Wolga zurücksehnen, aber es würde kein Zurück mehr geben.
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